August Newsletter erschienen

Strukturelle Reformen der Lehrkräftebildung im Fokus

Noch bevor die meisten Bundesländer in die Sommerferien gingen, veröffentlichte der Wissenschaftsrat Mitte Juli ein Gutachten zur Lehrkräftebildung im Fach Mathematik, das auch Signalwirkung für die gesamte Lehrkräftebildung haben dürfte. Es enthält umfangreiche Empfehlungen, wie eine stärkere Professionsorientierung, eine engere Kooperation zwischen Schulen und Hochschulen, eine Stärkung der Zentren für Lehrkräftebildung oder eine Integration des Referendariates in das Lehramtsstudium im Sinne eines dualen Studiums.

Die ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Dorothea Wagner, erläutert zentrale Empfehlungen des Gutachtens in einem ausführlichen Interview beim Deutschen Schulportal. Laut der Mathematikerin Wagner seien Kompetenzzentren eine gute Lösung, um Studierende während des Studiums angemessen zu fördern und zu beraten. Insgesamt müsse die Angst vor dem Studiengang Mathematik genommen werden und eine Professionsorientierung für das Lehramt müsse im Studium bereits frühzeitig erfolgen.

Die Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) äußerte sich unterdessen in einer Stellungnahme zu alternativen Qualifikationswegen im Lehramt und fordert, dass alternative Qualifikationswege in Zusammenarbeit mit Hochschulen erfolgen.

In Baden-Württemberg wurde nicht nur die Einführung erster dualer Lehramtsstudiengänge bekanntgegeben, sondern auch eine wissenschaftliche Studie zu Erfolgs- und Abbruchquoten im Lehramtsstudium veröffentlicht.

Trotz Sommerloch gibt es also für alle Interessierten an Strukturdebatten im Lehramt jede Menge Lektüre! Wie immer enthält unser Newsletter alle wichtigen Meldungen der vergangenen Wochen.

Juli Newsletter erschienen

Neue Broschüre: „Lehrkräftebildung im Wandel – Gestärkt in die Zukunft?!“ veröffentlicht

Vier Kooperationspartner, zehn Jahre Erhebung von Daten zum Lehramtsstudium und eine drohende Bildungskrise – das ist der Hintergrund unserer neuen Monitor Lehrerbildungs-Broschüre „Lehrkräftebildung im Wandel – Gestärkt in die Zukunft?!“, die wir am Mittwoch veröffentlicht haben. In diesem Schwerpunkt betrachten wir drei Handlungsfelder genauer:

  1. Innovative Wege der Rekrutierung und der Nachwuchssicherung
  2. wirksame Verantwortungsstrukturen für die Lehrkräftebildung an den Hochschulen und
  3. eine zukunftsfähige Professionsorientierung, also eine Ausrichtung auf die gegenwärtigen und zukünftigen Bedarfe der Schulpraxis.

Die Daten zeigen: Für eine zukunftsfähige und attraktivere Lehrkräftebildung in Deutschland braucht es umfassende Reformen. Mögliche Maßnahmen führen wir in der Broschüre auf. Hierzu gehören unter anderem flexiblere und praxisnähere Studienstrukturen und Studieninhalte, die auf die Anforderungen von Schule im 21. Jahrhundert ausgerichtet sind. Auch sollte das Lehramtsstudium insgesamt attraktiver gestalten werden. Denn ein großer Teil der Studienanfänger*innen im Lehramt landet wegen Studienabbruchs oder Studiengangwechsels später gar nicht als Lehrkraft an einer Schule. Des Weiteren plädieren wir in der Broschüre für erweiterte und flexiblere Einstiegsoptionen ins Lehramt, zum Beispiel über spezielle Quereinstiegsmasterstudiengänge für Personen, die während ihres Bachelorstudiums noch keine lehramtsbezogenen Studieninhalte studiert haben. Für alle benötigten umfassenden Reformen braucht es das gemeinsame Engagement von Ländern, Hochschulen, dem Bund und allen Beteiligten der Lehrkräftebildung.

Im Interview mit dem Deutschlandfunk spricht Dr. Dirk Zorn von der Bertelsmann Stiftung über die Inhalte der Broschüre. Bundestagsabgeordnete Nina Stahr, Sprecherin für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Bündnis 90/ Die Grünen, kommentiert die Veröffentlichung und stellt deren Ergebnisse in den Kontext der Frage einer möglichen Fortführung der Qualitätsoffensive Lehrerbildung.

Juni Newsletter erschienen

Mehr Nachwuchs ins Lehramt bringen und im Beruf halten

Im vergangenen Monat gab es viele Meldungen rund um hohe Abbruch- bzw. Schwundquoten im Lehramt. Was bewegt Lehramtsstudierende zum Studienabbruch bzw. zum Wechsel des Studiengangs? Lehramtsstudierende haben dem Deutschen Schulportal Gründe wie eine mangelnde Vorbereitung auf die Schulpraxis und fehlende praktische Studienanteile genannt. Sozialwissenschaftler*innen des Leibniz Instituts für Bildungsverläufe und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) heben als einen zentralen Befund der neuen Auswertungen des Lehramtsstudierenden-Panels die Bedeutung von Mentorings im Lehramtsstudium und Referendariat hervor. Eine Lehramtsstudentin macht in einem Gespräch mit dem Deutschen Schulportal die Studiendauer, fehlende Flexibilität und eine zu kurz kommende Praxisverzahnung im Studium verantwortlich für ihren Abbruch.

Auch Seiteneinsteiger*innen in Sachsen würden häufig aus dem Schuldienst austreten, wie unter anderem der MDR berichtet. Auch für Seiteneinsteiger*innen werde deshalb eine bessere Betreuung gefordert. In Berlin wird überlegt, wie man auf die Zielvorgabe von 2.500 Lehramtsabsolvent*innen pro Jahr kommen soll. Wissenschaftsministerin Ina Czyborra habe laut der Berliner Zeitung angemerkt, dass man dafür auch das Lehramtsstudium überarbeiten müsse.

Mit der Zukunftswerkstatt „Lehrkräftebildung neu denken“ beschäftigt sich außerdem der Stifterverband unter anderem mit Konzepten zur Nachwuchsgewinnung im Lehramt. Bei der Auftaktveranstaltung zur Initiative wurde Ende Mai mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über Projekte und Initiativen zur Attraktivitätssteigerung der Lehrkräfteausbildung diskutiert.

Mai Newsletter erschienen

Digitalisierungsbezogene Projekte für die Lehrkräftebildung

Im vergangenen Monat gab es zahlreiche Meldungen zu innovativen, digitalisierungsbezogenen Projekten der Lehrkräftebildung. Die Universität Leipzig eröffnet ein digitales Klassenzimmer, das angehende Lehrkräfte dazu nutzen können, digitalgestützte Lehr-Lern-Konzepte mittels neuester Technik zu erproben. Außerdem ist mit dem Kompetenzverbund „lernen:digital“ ein Großprojekt an den Start gegangen, in dem vier durch das BMBF geförderte Kompetenzzentren und eine Transferstelle in insgesamt 180 Forschungs- und Entwicklungsprojekten die digitale Transformationen der Lehrkräftebildung vorantreiben. Mit zwei neuen hybriden Lehrräumen soll die Digitalisierung der Lehrkräftebildung im Fach Ingenieurpädagogik an der TH Rosenheim vorangebracht werden und die PH Heidelberg entwickelt, erforscht und implementiert fächerverbindende Lernumgebungen zum Programmieren im Mathematikunterricht der Klassen 3/4 und 5/6 mit ihrem Projekt „CoM-MIT“. An der Uni Oldenburg starten ebenfalls mehrere Projekte zur Förderung digitaler Kompetenzen bei Lehrkräften.

Die Akademie für Innovative Bildung und Management (aim) hat sich auf ihrer diesjährigen Bildungskonferenz mit der Frage befasst, wie man Schülerinnen und Schülern die notwendigen Kompetenzen für die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zukunft vermitteln kann und berichtet über die Ergebnisse in unserem Gastbeitrag.

April Newsletter erschienen

Wege zu einer innovativen Lehrkräftebildung

Es tut sich etwas in Sachen Flexibilisierung der Lehrkräftebildung. Anschließend an die jüngste Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zum Lehrkräftemangel werden allerorten Maßnahmen und Lösungswege diskutiert – entsprechend umfangreich ist unser Oster-Newsletter.

Im März wurden in zahlreichen Bundesländern Maßnahmen und Initiativen vorgestellt, dem Lehrkräftemangel auch durch Anpassungen im Lehramtsstudium bzw. bei der Lehrkräfteausbildung zu begegnen. Die KMK hat eine Erklärung veröffentlicht, die auch vorsieht, duale Studienmodelle und den Umstieg nach einem reinen Fachbachelor in einen Lehramtsmaster zu prüfen. Der Universitätsverbund German U15 machte Vorschläge zu weiteren Maßnahmen in einem neuen Positionspapier. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Monat Maßnahmenpakete vorgestellt, die auch langfristige Maßnahmen beinhalten, wie den Ausbau von Studienplätzen. Daneben sollen Übergänge zwischen den einzelnen Lehrämtern flexibler als bisher möglich sein. In unserem Policy Brief: „Wege aus dem Lehrkräftemangel Zugangswege flexibilisieren“ plädierten wir bereits 2020 für flexiblere und qualitätsgesicherte Einstiegswege in das Lehramt.

Eine aktuelle Webinar-Reihe des CHE „CHE Talks – Innovationen in der Lehrkräftebildung“ beschäftigt sich mit der Frage, wie eine innovative Lehrkräftebildung gelingen kann. Am 27.04.2023 bildet die Veranstaltung „Wie reagiert die Lehrkräftebildung auf gesellschaftliche Bedarfe am Beispiel der Inklusion?“ den Abschluss der erfolgreichen ersten Staffel: Was bedeutet inklusionsorientierte Lehrkräftebildung und was braucht es dafür? Wie sehen erfolgreiche Modelle aus und wie lassen sie sich tatsächlich umsetzen? Dies möchten wir mit Ihnen und den beiden Impulsgeberinnen Prof. Dr. Kerstin Merz-Atalik von der PH Ludwigsburg und Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose, Universität Bielefeld diskutieren. Noch bis zum 26. April (12:00 Uhr) können Sie sich hier zu dem kostenfreien Webinar anmelden.

Die Impulsreferate der vergangenen drei Webinare können Sie sich in unserer Youtube-Playlist ansehen.

März-Newsletter erschienen

Wo ist der Nachwuchs für das Lehramt?

Politik und Hochschulen befassen sich aktuell mit der Frage, wie man junge Menschen für den Lehrberuf begeistern kann. Vor allem in den MINT-Lehramtsfächern nehme die Zahl der Studienanfänger*innen und Absolvent*innen weiter ab. Die Hochschulen in Baden-Württemberg verzeichnen laut dem SWR noch unbesetzte Lehramtsstudienplätze. Auch Nordrhein-Westfalen meldet rückläufige Zahlen bei den Studienanfänger*innen im Lehramt. Unterdessen ergab eine neue forsa-Umfrage unter Schulleitungen im Auftrag des VBE, dass der Lehrkräftemangel deutlich gravierender zu sein scheint als angenommen. Jan-Martin Wiarda sieht auch die Hochschulen in der Verantwortung.

Bayern versucht laut News4Teachers über die Aufhebung der Zulassungsbeschränkungen im Lehramtsstudium mehr Lehrkräftenachwuchs zu gewinnen und diskutiert über eine Reform der Lehrkräfteausbildung. Dafür setzt sich laut einem Artikel in der FAZ auch die CDU in Thüringen ein und fordert die Abschaffung des Numerus clausus für das Grundschullehramt.

Diese und weitere aktuelle Informationen zu lehramtsbezogenen Themen finden Sie in unserer Newsletter-Ausgabe für den März.

Februar Newsletter erschienen

Mit der Veröffentlichung ihrer jüngsten Stellungnahme und den vorgestellten Maßnahmen gegen den akuten Lehrkräftemangel hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) viel Kritik eingefahren. Wir haben einige der Reaktionen stark gekürzt zusammengefasst. Viele Überlegungen kursieren derzeit in den Ländern, dem massiven Lehrkräftemangel Herr zu werden, auch durch Reformen beim Lehramtsstudium und beim Quer- und Seiteneinstieg. Alles Wichtige dazu in unserer Länderrubrik.

Auch auf unserer Website www.monitor-lehrerbildung.de gibt es Neuigkeiten:
Seit einiger Zeit haben wir bundesweite Daten zur Entwicklung der Studierendenzahlen im Lehramt und Strukturdaten zu Lehrkräften (z.B. die Verteilung nach Alter und Geschlecht), die das Statistische Bundesamt und die Kultusministerkonferenz (KMK) regelmäßig veröffentlichen, zusammengestellt und in interaktiven Grafiken visualisiert. Mittels individueller Filtereinstellungen kann man sich viele spannende Entwicklungen grafisch ausgeben lassen, wie z.B. die Zahl der Lehramtsstudierenden eines bestimmten Lehramtes in den letzten fünf Jahren. Das Feature befindet sich noch im Aufbau und eine Erweiterung wird angestrebt. Gern nehmen wir Anregungen für Optimierungen oder die Integration weiterer öffentlich zugänglicher Statistiken entgegen.

Januar Newsletter erschienen

Die Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule als KMK-Schwerpunktthema 2023

Das Jahr 2023 beginnt mit einer Neubesetzung des KMK-Vorsitz. Die Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse übernimmt als Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Während ihrer Amtszeit will sie sich auf das Schwerpunktthema „Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe“ konzentrieren. Hierbei sind multiprofessionelle Teams ein wichtiger Erfolgsfaktor. Unsere Broschüren „Neue Aufgaben, neue Rollen?! – Lehrerbildung für den Ganztag“ (2017) und „Gemeinsam mehr erreichen – Multiprofessionelle Kooperation beginnt im Lehramtsstudium“ (2021) haben sich der Frage gewidmet, wie der spätere Einsatz an einer Ganztagsschule bereits im Lehramtsstudium vorbereitet werden und wie auch multiprofessionelle Kooperation bereits frühzeitig im Professionalisierungsprozess angehender Lehrkräfte eingeübt werden sollte.

Weiterhin steht die Bekämpfung des Lehrkräftemangels auf der Agenda der neuen KMK-Präsidentin. Die einzelnen Länder arbeiten bereits an Lösungen und auch Lehrerverbände bringen sich mit Vorschlägen ein. So präsentieren Lehrerverbände der Realschullehrkräfte und der Landeselternverband in Bayern den „Fahrplan 23“ und setzen sich darin für die Weiterführung der schulartspezifischen Lehrkräftebildung ein.
Berlin wagt den Vorstoß und erleichtert den Berufseinstieg für internationale Lehrkräfte durch reformierte Regelungen zum Berufsanerkennungsverfahren. Dazu werden medial derzeit weitere Konzepte wie das der „Ein-Fach-Lehrkraft“ oder ein duales Lehramtsstudium diskutiert, wie die News des vergangenen Monats in diesem Newsletter zeigen.