 | Was tun gegen den Lehrkräftemangel?
Der Lehrkräftemangel in Deutschland ist nicht erst seit der Corona-Krise ein Dauerthema. Nun zeigt eine neue Studie der Deutsche Telekom Stiftung am Beispiel von Nordrhein-Westfalen, wie sehr sich der Mangel an Lehrkräften in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) massiv auszuweiten droht: Laut der Prognose des Studienautors Klaus Klemm werden bis zum Schuljahr 2030/31 in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen zwei Drittel der benötigten Fachlehrkräfte fehlen. Im Zeit Online-Interview fordert Klemm, systematisch Studienanfänger*innen in Lehramtsstudiengängen zur Wahl eines MINT-Fachs zu motivieren und die Zahl der Studienabbrecher*innen in diesen Fächern zu senken. Mit dem Studienabbruch im Lehramt setzt sich auch eine Studie aus Mecklenburg-Vorpommern auseinander, mit teilweise verblüffenden Ergebnissen: So gebe es unter Studierenden im Lehramt für Regionale Schulen (Sekundarstufe I) eine Schwundquote von 67 (Universität Rostock) bzw. 83 Prozent (Universität Greifswald). In unserem Gastbeitrag geben die Studienautor*innen Falk Radisch und Ivonne Driesner einen Einblick in die Komplexität des Problems und fordern u.a. bessere und häufigere Lehrkräftebedarfsprognosen, Reformen in der grundständigen Lehrkräftebildung und ein dauerhaftes, flexibles System alternativer Wege in den Lehrberuf.
In der aktuellen Publikation des Monitor Lehrerbildung, „Flexible Wege ins Lehramt?! Qualifizierung für einen Beruf im Wandel“, wird die Frage nach der Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigenden näher unter die Lupe genommen und eine Reihe von Empfehlungen formuliert, wie Wege ins Lehramt nachhaltig flexibilisiert werden können.
| |  | 18.02.2021: Forum Bildung Digitalisierung 28./29.04.2021:
22.-24.06.2021:
11./12.11.2021:
| | | | Schulbarometer: Lehrkräfte bewerten Situation der Schulen unterschiedlich – Bayern am zufriedensten(Das Deutsche Schulportal)Die neuen Ergebnisse des Deutschen Schulbarometer Spezial zeigen, dass Lehrkräfte die Situation der Schulen in der Corona-Krise unterschiedlich beurteilen. Vor allem zwischen den bevölkerungsreichsten Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen gebe es deutliche Unterschiede. In Bayern fühlen sich Lehrkräfte demnach besser auf die Herausforderungen des Fernunterrichts vorbereitet und seien auch zufriedener mit den Corona-Maßnahmen im Land. Die Schulpolitik bekomme in Bayern mit einer 3,7 die bundesweit beste Note – in NRW dagegen eine 4,6. weiterlesen
Der Deutsche Schulpreis 20|21 Spezial(Der Deutsche Schulpreis)Mit dem Deutschen Schulpreis 20|21 Spezial werden innovative Konzepte ausgezeichnet, die Schulen im Umgang mit der Corona-Krise entwickelt haben und die das Lernen und Lehren langfristig verändern können. 121 Schulen haben es in die Vorauswahl geschafft. weiterlesen
Expert*innen kritisieren politische Debatten um Islamunterricht(News4Teachers)Eine neue Expertise von Wissenschaftler*innen der Universität Frankfurt komme zu dem Ergebnis, dass die Diskussionen um islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen vor allem von rechtlichen und politischen Aspekten bestimmt würden. Dadurch kämen andere Aspekte, wie etwa die Frage nach der Qualität des Unterrichts und die Ausbildung von Standards in der Lehrkräftebildung zu kurz. Die Autor*innen wünschen sich eine stärkere wissenschaftliche Begleitforschung des Islamunterrichts, deren Ergebnisse Eingang in die Aus- und Weiterbildung von muslimischen Religionslehrkräften finden sollten. weiterlesen
Veranstaltungsrückblick: Zweites Dialogforum „e-teaching.org goes Lehrerbildung“(e-teaching.org)Das zweite Dialog- und Expertenforum mit dem Titel „e‑teaching.org goes Lehrerbildung: Internetangebote zur Digitalisierung in der Lehrerbildung kennenlernen und empfehlen“ lud am 19. Januar 2021 zum interaktiven Austausch ein. 28 Expert*innen diskutierten über bereits bestehende Internetseiten im Bereich der Lehrerbildung und erarbeiteten gemeinsam Ideen, wie diese übersichtlich dargestellt und kategorisiert werden können. weiterlesen Stifterverband verabschiedet Data-Literacy-Charta
(Stifterverband)Der Stifterverband ist Initiator und Unterzeichner der Data-Literacy-Charta. Mit der Charta drücken die Unterzeichner*innen das gemeinsame Verständnis von Datenkompetenzen und deren Bedeutung in Bildungsprozessen aus. Die Data-Literacy-Charta steht im Einklang mit der Datenstrategie der Bundesregierung und mit der Berliner Erklärung zur Digitalen Gesellschaft. weiterlesen Volker Meyer-Guckel vom Stifterverband erläutert die Ziele der Charta im Deutschlandfunk.
Ohne Studium ins Lehramt: Das sind die Regelungen(Focus Online)Focus Online informiert über derzeitige Möglichkeiten des Quer- und Seiteneinstiegs ins Lehramt. Besonders gute Chancen hätten Bewerber*innen, die sich bei Standort und Schulform flexibel zeigen, auch ein abgeschlossenes Studium in einem Mangelfach wie Chemie oder Physik sei hilfreich. Der Artikel listet außerdem alle Links zu den jeweiligen Kultusministerien und ihren Regelungen zum Quer- und Seiteneinstieg. weiterlesen
| | | | Baden-Württemberg:Lehramtsstudium: Streichung des dritten Fachs verfassungswidrig(Landespresseportal)Die von Kultusministerin Eisenmann anvisierte Regelung, angehende Lehrkräfte der Sekundarstufe I, die noch nach der alten Prüfungsordnung drei Fächer studiert haben, nur noch in zwei Fächern zu prüfen, sei laut VGH Mannheim voraussichtlich verfassungswidrig. Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Rolland bezeichne die Entscheidung als „Ohrfeige“ für die Kultusministerin. weiterlesen Bayern:
Lehramtsstudierende protestieren gegen Präsenzprüfung(Süddeutsche Zeitung)Obwohl Online-Klausuren in Bayern rechtlich möglich wären, ließen weiterhin viele Hochschulen ihre Studierenden zu Präsenzprüfungen anreisen. Lehramtsstudierende fühlten sich vom Kultusministerium „im Stich gelassen“ und wiesen auf die Gefahren hin, wenn sich Studierende zu Hunderten quer durch die Republik auf den Weg zu ihren Prüfungen machten. Die Landesastenkonferenz schlage vor, das Wintersemester wie im Sommer nicht auf die Regelstudienzeit anzurechnen. Studierende müssten dann keine Konsequenzen fürchten, wenn sie Prüfungen nicht schafften und länger für ihr Studium brauchten. weiterlesen Brandenburg:
Lehrkräftemangel an Berufsschulen(Handwerksblatt)Der dualen Ausbildung drohe ein einschneidender Lehrkräftemangel, da in den kommenden Jahren jährlich um die 100 Berufsschullehrkräfte in den Ruhestand gingen: Bereits im Schuljahr 2019/20 seien 65 Prozent der Lehrkräfte 50 Jahre oder älter gewesen. Zum Lehrkräftemangel trage bei, dass Brandenburg seit 1990 keine eigene Berufsschullehrkräfteausbildung habe und Nachwuchs aus anderen Bundesländern rekrutieren müsse. Derzeit werde die Einführung eines solchen Studienganges in Potsdam oder Cottbus-Senftenberg geprüft. weiterlesen Hamburg:
Vorbereitungsdienst: Keine Nachwuchsprobleme bei angehenden Lehrkräften(Behörde für Schule und Berufsbildung)358 neue Lehramts-Referendar*innen begannen am 1. Februar mit der zweiten Phase der Lehrerausbildung. Gegenüber dem ist die Zahl der Bewerbungen zwar insgesamt etwas zurückgegangen (-67), bleibt aber mit 697 Bewerbungen immer noch fast doppelt so hoch wie die Zahl der Ausbildungsplätze. Die Einstellungsquote liegt bei 51,4 Prozent. weiterlesen Mecklenburg-Vorpommern:
Lehramtsstudium qualitativ verbessern und effektiver machen(Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur)An den Universitäten Greifswald und Rostock werden künftig voraussichtlich wieder mehr Lehramtsstudierende ihr Studium absolvieren. Darauf deuten die Ergebnisse der Nachfolgestudie „Studienerfolg und -misserfolg im Lehramtsstudium“ hin. Das Land hat den Erfolg des Lehramtsstudiums in Mecklenburg-Vorpommern untersuchen lassen. Dabei war die leitende Frage, wie viele Studierende das Lehramtsstudium erfolgreich abschließen und damit für den Vorbereitungsdienst und für den Schuldienst im Land zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse der ersten Studie wurden im Herbst 2018 vorgestellt. Beide Studien fanden unter Leitung von Prof. Dr. Falk Radisch, Universität Rostock, statt. weiterlesen Der Studie zufolge bestünde bei den Studierenden für das Lehramt an Regionalen Schulen eine Schwundquote von 67 (Universität Rostock) bzw. 83 Prozent (Universität Greifswald). Die niedrigsten Abbruchquoten haben Sonderpädagogik (20%) und Grundschullehramt (33%). Das Land stelle in den nächsten vier Jahren 27 Millionen Euro für eine bessere Lehrerbildung bereit (Deutschlandfunk, Nordkurier). Anlässlich der Veröffentlichung informiert die Universität Greifswald über die eingeleiteten Maßnahmen zur Verringerung von Studienabbrüchen in den Lehramtsstudiengängen.
Mecklenburg-Vorpommern:
Neues Lehrerbildungsgesetz im Landtag(Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur)Der Landtag hat in erster Lesung über die Änderung des Lehrerbildungsgesetzes beraten. Mit der Änderung des Gesetzes wird künftig Lehrkräften im Seiteneinstieg eine zuverlässige Perspektive und eine bessere Qualifizierung geboten. „Wir werden die Qualifizierungsmaßnahmen ausbauen, um so die inhaltliche und pädagogische Befähigung kontinuierlich weiterzuentwickeln“, sagte Bildungsministerin Bettina Martin bei der Einbringung des Gesetzentwurfs im Landtag. weiterlesen
Das Land hat außerdem ein Qualifizierungsprogramm für Lehrkräfte aus dem Ausland aufgelegt. Im Pilotprojekt stehen zunächst 15 Stellen zur Verfügung, die sich insbesondere an ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer aus Polen mit guten Deutschkenntnissen richten. Nordrhein-Westfalen:
Studie: Mangel an MINT-Lehrkräften in NRW wächst dramatisch(Deutsche Telekom Stiftung)Der bestehende Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – droht, sich massiv auszuwachsen: Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) werden bis zum Schuljahr 2030/31 in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen zwei Drittel der benötigten Fachlehrkräfte fehlen. So lautet eine aktuelle Prognose, die der Bildungswissenschaftler Klaus Klemm im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung erstellt hat. Gründe dafür sind die stark steigenden Schülerzahlen und weniger MINT-Lehrkräftenachwuchs. Die Ergebnisse für NRW dürften sich auf ganz Deutschland übertragen lassen. weiterlesen
Studienautor Klaus Klemm bespricht seine Prognose im Zeit Online-Interview. Er sei pessimistisch, dass der Trend eines steigenden Lehrermangels in den MINT-Fächern in NRW bis 2030 noch geändert werden könne. Er habe außerdem die begründete Annahme, dass die Entwicklung auch bundesweit gelte. Das Problem könne nur gelöst werden, wenn man systematisch Studienanfänger*innen in Lehramtsstudiengängen zur Wahl eines MINT-Fachs motiviere und die Zahl der Studienabbrecher*innen in diesen Fächern senke. Sachsen-Anhalt:
„Überzogene Kriterien“ bei Einstellung von Seiteneinsteiger*innen(MDR)Obwohl in Sachsen-Anhalt rund 500 Lehrkräfte fehlten und das Land schon seit längerem auf Seiteneinsteiger*innen setze, gebe es Fälle, in denen Bewerber*innen als ungeeignet eingestuft würden und in einem anderen Bundesland Karriere als Lehrkraft machten. Nach Einschätzung der GEW schöpfe das Land nicht alle Möglichkeiten aus, Lehrkräfte für den Schuldienst zu gewinnen und stelle sich „wegen überzogener Kriterien häufig selbst ein Bein.“ weiterlesen
| | | Hochschulspezifische News | | | Universität Konstanz:Erneute Förderung für Digitalisierungsprojekt in der LehrerbildungIm Rahmen des Programms „Lehrerbildung in Baden-Württemberg“ fördert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg das Projekt „Für eine digital unterstützte Feedbackkultur in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung“ (FEED-U) der Universität Konstanz bis Ende 2023 mit insgesamt 500.000 Euro. Im Projekt FEED-U werden medienbasierte Feedbackkonzepte entwickelt, die es Lehrenden und Lernenden ermöglichen, systematisch und kompetent Rückmeldungen zu ihrer Unterrichtsgestaltung auf Video-Basis zu geben. weiterlesen Universität Konstanz:
Sprachliche Vielfalt als Ressource und ChanceWissenschaftlerinnen der Universität Konstanz werden für die Entwicklung eines digitalen Lehr-Lern-Tools zum Umgang mit Mehrsprachigkeit im Unterricht mit einem Tandem-Fellowship der Baden-Württemberg Stiftung in Höhe von 30.000 Euro gefördert: Die Sprachwissenschaftlerin Ramona Baumgartner und die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Elisabeth Maué werden in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit Studierenden der Wirtschaftspädagogik und der Linguistik ein digitales Lehr-Lern-Tool zur Schulung angehender Lehrkräfte im Umgang mit sprachlicher Heterogenität im digitalen wie im Präsenzunterricht entwickeln. weiterlesen
Universität Paderborn:
Nachwuchsforschungsgruppe zur praxisnahen Lehramtsausbildung startetZum Sommersemester 2021 startet an der Universität Paderborn die Nachwuchsforschungsgruppe „PERFORM-LA: Performanzorientierte Professionalisierung in der Lehramtsausbildung“, die von Dr. Christoph Vogelsang vom Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung – PLAZ-Professional School geleitet wird. Ziel der Gruppe ist es, durch ihre Forschung Lehr- und Prüfungsverfahren der Lehramtsausbildung handlungsnäher zu gestalten. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit circa 1,4 Millionen Euro gefördert und läuft über fünf Jahre. weiterlesen
Universität Potsdam:
Die Universitätsschule Potsdam als neues Schulmodell für BrandenburgDas an der Universität Potsdam entwickelte Rahmenkonzept wurde bis Ende 2020 im Projekt „Innovative Hochschule Potsdam“ erarbeitet, um neueste Erkenntnisse der Wissenschaft, Schulpraxis und Lehrkräftebildung noch stärker verknüpfen zu können. Prof. Andreas Borowski: „Parallel zum Ausbau des Lehramts ist die Universitätsschule ein innovativer Schritt für unsere kontinuierliche Qualitätssteigerung in der Lehrkräftebildung. Lehramtsstudierende erhalten so früh Einblicke in die Schulpraxis und die Schule wird durch die Studierendenperspektive bereichert.“ weiterlesen
Universität Potsdam:
Welten schaffen – Studierende entwickeln im Seminar virtuelle Geografie-ExkursionenWährend die einen Virtual Reality (VR) noch als Science-Fiction ansehen, ist für die Geografie-Didaktikerin Prof. Dr. Nina Brendel und die Geografin Dr. Katharina Mohring klar: Die Technologie ist längst „unter uns“. Gemeinsam haben die beiden ein Konzept entwickelt, das aus Geografie-Lehrkräften von morgen VR-Designer*innen macht. So machen VR-Umgebungen im Unterricht nicht nur Spaß, sondern vermitteln Schüler*innen auch geografische Fachkompetenzen. weiterlesen
Universität des Saarlandes:
Digital und differenziert: Workshopreihe zeigt Potentiale des digitalen Sprachenlernens auf(Qualitätsoffensive Lehrerbildung)In der Workshopreihe "Sprachliche Vielfalt mit digitalen Medien fördern, nutzen und gestalten" des Instituts für Sprachen und Mehrsprachigkeit der Universität des Saarlandes werden Potentiale und Herausforderungen von sprachlicher Heterogenität und Digitalisierung sowohl im Deutsch- als auch im Fremdsprachenunterricht aufgezeigt. Der große Ansturm auf den Workshop "Sprachförderung digital" macht den hohen Bedarf an Weiterbildungsformaten zu Konzepten für den digitalen Unterricht deutlich. weiterlesen
| | | | Österreich:Mittelschulen unter Lehrkräften unbeliebt(Der Standard)Eine stellvertretende Schulleiterin einer österreichischen Mittelschule berichtet von dem Drang ihrer Kolleg*innen, an eine allgemeinbildende höhere Schule (AHS) zu wechseln. Im Gegenzug sei es umso schwieriger, für die freiwerdenden Stellen geeignete Bewerber*innen zu finden. Das neue Lehramtsstudium, das nicht mehr zwischen Schultypen unterscheide, habe keine Besserung gebracht. Ein Kernproblem sei, dass Lehrkräfte sich zuerst an AHS bewerben könnten und die dort nicht angenommenen sich an den Mittelschulen wiederfänden. weiterlesen
| | | | Bildungsforscher Kai Maaz im Interview zu Schulschließungen(Jan-Martin Wiarda)Maaz erklärt im Interview mit Jan-Martin Wiarda, warum er nicht an „verlorene Corona-Jahrgänge“ unter Kindern und Jugendlichen glaube, welche Folgen von Schulschließungen tatsächlich nachweisbar seien und was seine Expert*innenkommission Schulen und Bildungspolitik derzeit rate. Maaz plädiert unter anderem dafür, die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte in Bezug auf digitale Didaktik grundlegend zu verändern. weiterlesen Gastbeitrag: Acht Hürden, die Homeschooling verhindern
(Bildungsklick)Helmut Poppe beschreibt in seinem Gastbeitrag, an welchen Hürden die Umsetzung von Digitalisierungskonzepten an deutschen Schulen scheitert. Ein Faktor sei, dass bisher nur die wenigsten Lehrkräfte dafür ausgebildet seien, Didaktik und Methodik einzelner Unterrichtsfächer ins Digitale zu übersetzen. Oft fehle auch der direkte Kontakt pädagogischer Forschungsinstitute zu Schulen, auch wenn über die Qualitätsoffensive Lehrerbildung daran gearbeitet werde, Schulen und Ausbildungslehrstätten stärker zusammenarbeiten zu lassen. weiterlesen
| | | | sofatutor als Lehrkraft kostenlos im Distanzunterricht einsetzen(sofatutor)sofatutor unterstützt Schulen aktuell mit kostenfreien Zugängen für Lehrkräfte. Mit den Zugängen kann auf die sofatutor-Inhalte aller Fächer und Klassenstufen zugegriffen werden. Die Lerninhalte umfassen über 10.000 Lernvideos, mehr als 43.000 interaktive Übungen und über 38.000 ausdruckbare Arbeitsblätter. Als Lehrkraft kann man mithilfe eines sogenannten Kurzlinks die sofatutor-Inhalte kostenlos mit den Schüler*innen teilen, ohne dass diese sich hierfür anmelden müssen. Zugänge können individuell oder gleich für das gesamte Kollegium beantragt werden. weiterlesen
| | | | Das Problem mit dem Mangel – einfache Lösungen gibt es nichtEin Beitrag von Falk Radisch und Ivonne Driesner (Universität Rostock)
Das deutsche Schulsystem hat Probleme, und zwar gleich mehrere. Neben der Pandemie und ihren Folgen ist eine weitere Herausforderung der aktuelle Mangel an Lehrkräften. Dies ist kein neues Problem und wird auch in den kommenden Jahren die Schulpraxis und -forschung bestimmen, da mittelfristig eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem Lehrkräfteersatzbedarf und verfügbaren neuen Lehrkräften besteht. Folgt man den offiziellen Zahlen für Deutschland, dann wird der erhöhte Ersatzbedarf noch mindestens etwa 3 bis 5 Jahre eine Rolle spielen. Diese Einschätzung muss aber mindestens für die einzelnen Bundesländer differenziert werden: In den alten Bundesländern scheint der Lehrkräftemangel insgesamt schon in nur zwei Jahren zu enden und in den folgenden Jahren werden nach aktuellen Kalkulationen insgesamt sogar mehr Lehrkräfte ausgebildet als durch den normalen Lehrkräfteersatzbedarf benötigt würden. Für die neuen Bundesländer zeigen die Statistiken hingegen, dass der Lehrkräftemangel über eine deutlich längere Zeit virulent bleiben wird. Die Unterschiede innerhalb dieser beiden Ländergruppen sind dabei ebenfalls erheblich.
Und auch innerhalb der Bundesländer fällt der Lehrkräfteersatzbedarf in einzelnen Regionen sehr unterschiedlich aus; u.a. weil die universitären Standorte der Lehrkräfteausbildung und die regionalen Ausbildungszentren der zweiten Phase die Verfügbarkeit von neuen Lehrkräften in erheblichem Maße zentralisieren. Zudem ist auch die Situation für die einzelnen Schultypen sehr unterschiedlich. So zeigen sich Probleme im Ersatzbedarf vor allem in den Lehrämtern für den Primarbereich und für die sonderpädagogischen Förderschwerpunkte. Um das Problem in der Komplexität noch weiter zu steigern, gibt es darüber hinaus große Unterschiede zwischen den verschiedenen Fächern innerhalb der Lehrämter. Die Probleme mit der Gewinnung von Lehrkräften für Informatik, Mathematik und die Naturwissenschaften sind bekannt. Auch hier sind die Unterschiede – sowohl auf der Ebene von Lehramtstypen als auch von Fächern – über die Bundesländer hinweg je anders zusammengesetzt. Entsprechend müssen Lösungsansätze vornehmlich auch innerhalb der ohnehin zuständigen Bundesländer gestaltet und umgesetzt werden.
Der Weg in das Lehramt dauert mit der ersten und zweiten Phase mindestens etwa fünf bis sieben Jahre. Demnach benötigt man mindestens 7 bis 8 Jahre Vorlaufzeit, um dem erhöhten Lehrkräftemangel mit den etablierten Systemen der Lehrkräfteausbildung begegnen zu können. Theoretisch lässt sich der Ersatzbedarf etwa 10 Jahre im Voraus abschätzen – entsprechend sollte genügend Zeit vorhanden sein, um Veränderungen, Reformen und Kapazitätserhöhungen in der Lehrkräftebildung „bedarfsgerecht“ vornehmen zu können. Diese Denkweise verkennt aber einige entscheidende Probleme: ein schwerfälliges System der Lehrkräftebildung, das nur verspätet auf Innovationen reagiert; häufig naive Steuerungs- und Planungsvorstellungen; begrenztes und problematisches Wissen über das Bildungssystem; zu wenig aktuelle und unrealistische Prognosen sowie unerwartet hoher, unbekannter Schwund im Lehrkräftebildungssystem. Zum letzten Punkt zeigen aktuelle Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern erstmals differenzierte Befunde für die Studienverläufe im Lehramtsstudium. Neben erheblichen Schwundquoten fallen die Differenzen zwischen Studienstandorten, Fächern und Lehramtstypen sowie der geringe Anteil der Abschlüsse in der Regelstudienzeit auf.
Die Lösung des komplexen Problems Lehrkräftemangel erfordert ebenso komplexe Herangehensweisen: Es bedarf zunächst besserer Prognosemodelle mit realistischeren Annahmen und mit Variationen von Annahmen, die helfen, verschiedene mögliche Verläufe zu antizipieren. Diese Prognosen müssen auch jährlich oder alle 2-3 Jahre aktualisiert werden. Zum anderen brauchen wir mehr grundlegende Reformen in der grundständigen Lehrkräftebildung – und dafür ist vor allem Kommunikation und Kooperation innerhalb und zwischen den beteiligten Institutionen und den verantwortlichen Ebenen notwendig, um die Qualität und Effizienz der Lehrkräftebildung zu erhöhen. Der akute Mangel ist aber nicht ohne alternative Wege ins Lehramt zu bewältigen. Ein ergänzendes stabiles, dauerhaftes und flexibles System alternativer Wege zum Lehrberuf kann mittelfristig auch einen wichtigen Qualitätsbeitrag in Lehrkräftebildung und Schule leisten. Dazu sind verbindliche, aber flexible Standards für die Qualifizierung von Lehrkräften im zweiten Bildungsweg notwendig, die zusammen mit der (zu reformierenden) grundständigen Lehrkräftebildung gedacht und entwickelt werden müssen.
Der Monitor Lehrerbildung ist ein Kooperationsprojekt.
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