 | Neuer Themenschwerpunkt „Flexible Wege ins Lehramt?!“ und neue Hochschul- und Länderdaten zur Lehrerbildung in Deutschland
Wie kann es gelingen, angesichts des anhaltenden Lehrkräftemangels genügend gut qualifiziertes Lehrpersonal für die Schulen zu gewinnen? Wie schaffen wir es, mehr Lehramtsstudierende erfolgreich zum Studienabschluss und in den Lehrberuf zu führen? Wie können die Zugangswege zur Lehramtsausbildung so gestaltet werden, dass mehr geeignete junge Menschen die Lehramtslaufbahn einschlagen? Und welche Rolle spielen die Hochschulen bei der Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigenden?
Diese Fragen werden im neuen Themenschwerpunkt des Monitor Lehrerbildung behandelt. Auf unserer Website finden Sie ab sofort die neue Broschüre zum Thema als Text und zum Download, Übersichten über Regelungen zum Quer- und Seiteneinstieg in den 16 Bundesländern, Datenmaterial und Abbildungen zum Download, sowie erstmalig einen kurzen Policy Brief zum Themenschwerpunkt. Eine Vorstellung und Einordnung der Ergebnisse bietet Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda.
In unserer Meinungs-Rubrik stellt diesen Monat Dr. Birgit Weyand, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Trier ihre Idee für eine neue universitäre Lehrerbildungsstruktur vor und zeigt auf, wie ein Zwei-Fach-Studienmodell mit Profilbereich das Lehramtsstudium attraktiver und professionsorientierter machen könnte.
Ab sofort finden Sie bei uns außerdem neue Daten aus Hochschulen und Ländern zur Organisation der Lehrerbildung in Deutschland – zu Themen wie Studieninhalten, Praxisbezug oder Verantwortungsstrukturen der ersten Phase der Lehrerbildung. An der jüngsten Erhebung, die wir zwischen März und Juli dieses Jahres durchgeführt haben, beteiligten sich 61 lehrerbildende Hochschulen und alle 16 Länder. Unsere Hochschul- und Länderseiten liefern auch vertiefende Daten zu Ein- und Umstiegsmöglichkeiten ins Lehramt bzw. in die Lehramtsausbildung, die von Hochschulen und Ländern zur Verfügung gestellt wurden und die wir für unseren neuen Themenschwerpunkt näher betrachtet haben.
| |  | 05.11.2020: Microsoft 09.11.2020:
14.11.2020:
TU Dresden 23.11.2020:
e-teaching.org
26.-28.11.2020: Verband Bildung und Erziehung u.a. | | | | KMK verabschiedet Ländervereinbarung und richtet Ständige wissenschaftliche Kommission ein(Kultusministerkonferenz (KMK))Die KMK hat bei ihrer Plenarsitzung am 15.10.2020 eine Ländervereinbarung über die gemeinsame Grundstruktur des Schulwesens und die gesamtstaatliche Verantwortung der Länder in zentralen bildungspolitischen Fragen beschlossen. In Verbindung mit der Vereinbarung haben sich die Länder außerdem auf eine Reihe von „Politischen Vorhaben“ verständigt. Dazu gehöre u.a. die Entwicklung von Empfehlungen für Quer- und Seiteneinsteigerprogrammen, die curriculare Verankerung der fachdidaktischen Kompetenzen zur Nutzung digitaler Medien in der Lehramtsausbildung und eine gemeinsame Fortsetzung der Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der Lehrerbildung. weiterlesen UNESCO drängt darauf, mehr in Lehrkräfte zu investieren: „Lehrkräfte haben Schlüsselrolle in Covid-19-Pandemie“
(Deutsche UNESCO-Kommission)Am 5. Oktober war Welttag der Lehrerin und des Lehrers. Aus diesem Anlass erinnert die UNESCO an die Schlüsselrolle von Lehrkräften bei der Unterstützung von Schüler*innen während der Covid-19-Pandemie. Es sei notwendig, in bessere Ausbildung und berufliche Weiterbildung zu investieren, um Lehrkräfte dazu zu befähigen, mit solch einer Krise umzugehen. Eine grundlegend inklusive Ausrichtung der Lehrkräfteausbildung sei entscheidend. weiterlesen
Technik plus Pädagogik: Wie digitale Optimalschulen erfolgreich digitale Kompetenzen bei allen Schülerinnen und Schülern fördern(Vodafone Stiftung)Die Studie „Digitales Potenzial“ untersucht anhand der ICILS-2018-Studie nicht-gymnasiale Schulen in Deutschland, an denen Schülerinnen und Schüler über ein besonders hohes Niveau an Digitalkompetenzen verfügen. An diesen sogenannten digitalen „Optimalschulen“ gehen eine pädagogisch geeignete technische Ausstattung, die Fortbildung der Lehrkräfte sowie der reflektierte Einsatz digitaler Medien Hand in Hand. weiterlesen
Studienleiterin Birgit Eickelmann stellt die Ergebnisse im Deutschlandfunk vor und erklärt, warum es nicht zielführend sei, digitale Technologien nach dem „Gießkannenprinzip“ an Schulen zu verteilen. „Musikunterricht hat wichtige Bedeutung“
(Kultusministerkonferenz (KMK))Der Deutsche Musikrat, die Landesmusikräte und die KMK engagieren sich für einen kontinuierlichen und qualifizierten Musikunterricht an den Grundschulen in Deutschland. Hier fehlen derzeit 23.000 ausgebildete Musiklehrkräfte, dadurch werden bis zu 73 Prozent des Musikunterrichts fachfremd erteilt bzw. fallen aus, wie die vom Deutschen Musikrat, den Landesmusikräten und der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte Studie „Musikunterricht in der Grundschule – Aktuelle Situation und Perspektive“ belegt. weiterlesen
Brauchen angehende Lehrkräfte mehr Menschenrechtsbildung?(News4Teachers)Die Professoren Karl-Peter Fritzsche (Universität Magdeburg) und Albert Scherr (PH Freiburg) fordern in Interviews im Rahmen des MOOC „Citizenship Education“, Demokratie und Menschenrechte stärker an Schulen zu thematisieren. Schon in der Lehrerausbildung finde Menschenrechtsbildung so gut wie nicht statt. Sie müsse fest in pädagogischen Studiengängen integriert werden. weiterlesen
Dossier: Quereinstieg im Praxis-Check(Das Deutsche Schulportal)Wo arbeiten die meisten Quereinsteiger*innen in Deutschland? Welche Erfahrungen machen sie an den Schulen, und welche Erfahrungen machen die Schulen mit ihnen? Wie gelingt die Integration ins Kollegium? Das Schulportal stellt aktuelle Studien zum Quereinstieg in das Lehramt vor, hat Interviews mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis geführt und gibt einen Überblick über die Situation von Quereinsteiger*innen in den Bundesländern. weiterlesen
Grütters: NS-Gedenkstättenbesuche für angehende Lehrkräfte(Die Zeit)Kulturstaatsministerin Monika Grütters wolle Besuche in NS-Gedenkstätten für angehende Lehrkräfte, Polizist*innen und Bundeswehr-Offiziere verpflichtend machen. Man müsste gerade diejenigen erreichen, die in unserer Gesellschaft als Vermittler*innen und Vorbilder wirken. weiterlesen
| | | | Baden-Württemberg:Lehramt Informatik: Hochschulübergreifende Vernetzungsgruppe will Studienfach sichtbarer machen(PH Karlsruhe)Um das Lehramtsstudium Informatik sichtbarer zu machen, haben sich baden-württembergische Hochschulen, die das Lehramt Informatik anbieten, und Seminare für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte zusammengeschlossen und eine Vernetzungsgruppe Lehramt Informatik ins Leben gerufen. Zu seinem jüngsten Treffen kam der Think Tank per Videokonferenz zusammen. weiterlesen
Baden-Württemberg:Förderung für Hochschulgärten zur Lehrerbildung(Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst)Das Wissenschaftsministerium unterstützt die Weiterentwicklung der Hochschulgärten an den Pädagogischen Hochschulen Freiburg, Heidelberg, Ludwigsburg und Weingarten mit 100.000 Euro. Im Rahmen von vier Projekten steht die Bildung für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz in der Lehrerbildung im Fokus. weiterlesen Bayern:
Expert*innen fordern Flexibilisierung des Lehramtsstudiums(Süddeutsche Zeitung)Expert*innen der Universitäten und Lehrkräfte haben im Landtag ihre Einschätzungen zum Lehrermangel abgegeben. Vor allem Grund- und Mittelschulen fänden kaum noch Personal. Es brauche mehr Flexibilität in der Ausbildung, bessere Fortbildungsmöglichkeiten, ein anwendungsorientierteres Wissen und einen veränderten Studienaufbau. Außerdem müsse es „Exit-Strategien“ für Studierende geben, die merken, dass das Lehramtsstudium nicht zu ihnen passe, sowie einen flexibleren Einstieg in den Lehrerberuf für Quereinsteigende. weiterlesen Mecklenburg-Vorpommern:
Mehr Studienplätze für das Grundschullehramt(Nordkurier)Der Nordkurier berichtet über den neuen Studiengang Grundschullehramt an der Universität Greifswald. Innovativ sei besonders der interaktive Praxistag ab dem ersten Semester, bei dem Studierende an einer von 31 Schulen in Vorpommern praktische Erfahrungen sammeln. Die Hoffnung sei, dass sich viele Absolvent*innen für den Einstieg ins Berufsleben an einer Schule auf dem Land entscheiden. Auch an der Universität Rostock werde das Grundschullehramt gestärkt, hier werde es weitere 50 Plätze geben. weiterlesen
Sachsen:Verband fordert Lehrerbildung auch außerhalb der Großstädte(Die Zeit)Der Sächsische Lehrerverband fordere in einem Positionspapier, die Lehrerausbildung in Sachsen stärker zu regionalisieren und Außenstellen der Universitäten in West- und Ostsachsen einzurichten. Außerdem müssten die Studiengänge der TU Chemnitz auf weitere Schularten ausgeweitet werden. Dies sei u.a. durch ansteigende Schülerzahlen erforderlich. weiterlesen
Thüringen:Seiteneinsteigende bekommen oft weniger Gehalt(Die Zeit)Nach Angaben des Bildungsministeriums werden Lehrkräfte mit Hochschulabschluss aber ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium in der Regel ein Gehaltslevel niedriger eingestuft als vollausgebildete Kolleg*innen. Das bleibe oft auch nach der pädagogischen Nachqualifizierung so. Die Bildungsgewerkschaft GEW befürworte die Unterschiede: Eine gleiche Bezahlung für Seiteneinsteigende schmälere die Attraktivität der Lehrerausbildung. weiterlesen
| | | Hochschulspezifische News | | | Universität Bremen:Bremer Veranstaltungsreihe verzahnt Lebenswelten(Qualitätsoffensive Lehrerbildung)Die Veranstaltungsreihe "Nachgefragt!" folgt dem Leitgedanken des Bremer Projekts "Schnittstellen gestalten" und verzahnt in unterschiedlichen Einzelveranstaltungen verschiedene Lebenswelten, nämlich Schule und Ausbildung, Theorie und Praxis, verschiedene Fächer und Ausbildungsphasen, miteinander. Dabei werden Studierende, Schülerinnen und Schüler als Akteure in den Prozess der Entwicklung und Gestaltung der Veranstaltungen aktiv eingebunden. weiterlesen TU Darmstadt:
Internationalisierung in der Lehramtsausbildung: Deutscher Akademischer Austauschdienst fördert Projekt mit 600.000 Euro„PraxisPro“, ein Projekt des Zentrums für Lehrerbildung an der TU Darmstadt, ist in einem bundesweiten Wettbewerb vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) zur Förderung ausgewählt worden. Die Fördersumme beträgt 600.000 Euro. Lehramtsstudierende profitieren von einem umfänglichen Stipendienprogramm und erstmals von internationalisierten Lehramtsstudiengängen. weiterlesen Universität Gießen:
GOL startet Studie zur Wahrnehmung der Rolle als Mentorin bzw. Mentor(Qualitätsoffensive Lehrerbildung)Die Gießener Offensive Lehrerbildung (GOL) möchte im Zuge einer Befragung herausfinden, welche Tätigkeiten Lehrkräfte mit einer Mentor*innenschaft verknüpfen und was sie motiviert, als Mentor*in aktiv zu sein. Aus den Ergebnissen der Studie sollen Unterstützungs- und Entlastungssysteme für Mentor*innen entwickelt werden. weiterlesen Universität Greifswald:
Internationalisierung der Lehramtsausbildung gestärktDie Universität Greifswald hat erfolgreich Mittel des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für das Projekt „Teaching Internationally“ eingeworben. Bis Ende 2024 stehen zusätzlich 600.000 Euro für die Internationalisierung der Lehramtsausbildung zur Verfügung. Ziel des Projekts ist, die Zusammenarbeit mit Partnerhochschulen und deren Campusschulen in Europa und weltweit auszubauen. weiterlesen TU Kaiserslautern:
U.EDU-Teilprojekt setzt auf digitale Kompetenzentwicklung und Unterrichtsvorbereitung in einem ArbeitsprozessIm U.EDU-Teilprojekt „educational Teaching Assistance Portal“ (eduTAP) werden an der TU Kaiserslautern aktuell Weiterbildungskonzepte für Lehrkräfte zum Aufbau der Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien, konkret für den Einsatz im MINT-Unterricht entwickelt, und sowohl als Präsenz- als auch als Onlinefortbildungskurse angeboten. weiterlesen
PH Karlsruhe:Neu aufgestellt: Hochschule gründet Institut für Informatik und digitale BildungDie PH Karlsruhe hat ihre Forschung und Lehre im Bereich Digitalisierung neu gebündelt und das Institut für Informatik und digitale Bildung gegründet. Zudem erweitert sie ihre Expertise in digitaler Bildung durch die Berufung des Kognitionswissenschaftlers Dr. Alexander Skulmowski. Synergieeffekte sollen Forschung und Lehre zugutekommen. weiterlesen
Universität Potsdam:Mit PRIMO gegen Mobbing – Universität Potsdam startet bundesweites LehrprojektBeim Auftreten von Mobbing in der Schule kommt es auf das richtige und entschiedene Handeln der Lehrkräfte an. Doch bislang spielt die Vermittlung entsprechender Kompetenzen im Lehramtsstudium meist nur eine untergeordnete Rolle. Um das zu ändern, haben Potsdamer Bildungsforscher*innen gemeinsam mit Partnern ein Curriculum entwickelt, mit dem Lehramtsstudierende frühzeitig lernen sollen, Mobbing zu erkennen und pädagogisch klug einzugreifen. Künftig soll das Lehrmodul frei zugänglich sein und von möglichst vielen Hochschulen und Bildungsinstitutionen, aber auch interessierten Lehrerinnen und Lehrern genutzt werden können. weiterlesen
Universität Siegen:LehrkräftePLUS Siegen gestartetMit einer Auftaktveranstaltung an der Universität Siegen ist der erste Durchgang von LehrkräftePLUS Siegen offiziell an den Start gegangen. Das Programm richtet sich in erster Linie an Geflüchtete, die über einen Universitätsabschluss verfügen und in ihren Herkunftsländern bereits als Lehrer*innen gearbeitet haben. 29 Teilnehmer*innen aus der Türkei, Syrien, dem Iran und Albanien werden während des einjährigen Weiterqualifizierungsprogramms an der Universität Siegen für eine Tätigkeit als Lehrer*innen in Nordrhein-Westfalen geschult. weiterlesen
Universität Vechta:DAAD fördert Internationalisierungsprojekt „MAPS“Mit dem Programm „Lehramt.International“ fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Projekte zur Internationalisierung der Lehramtsausbildung an deutschen Hochschulen. „International Mobility in the Master of Primary School Education – MAPS“ von der Universität Vechta gehört zu den 19 neu ausgewählten Modellprojekten und wird von 2021 bis 2024 gefördert. Beantragt wurden rund 330.000 Euro. weiterlesen
| | | | Österreich:Digitale Fortbildung wird für Lehrkräfte Pflicht(ORF)Das Bundesland Niederösterreich will seine Lehrkräfte besser für digitalen Unterricht rüsten und bietet dafür Fort- und Weiterbildungskurse an den Pädagogischen Hochschulen an. Bildungsdirektor Johann Heuras: „Wir sind, glaube ich, das erste Bundesland, das in einen Aufnahmevertrag eines neuen Lehrers schreibt, dass er innerhalb der nächsten drei Jahre mindestens sechs ECTS ‚Digitale Kompetenz‘ nachweisen muss. Andernfalls wird der Vertrag nicht verlängert.“ weiterlesen
| | | | Die Lehrkräftebildung ist ein Lackmustest für den Bildungsföderalismus: Ein Gastbeitrag von Mark Rackles(Jan-Martin Wiarda)„Die Situation der Lehrkräftebildung ist sowohl in der ersten als auch in der zweiten Phase defizitär… Bedarfsplanung und Steuerung finden effektiv nicht statt.“ In Anlehnung an seine Studie „Lehrerbildung 2021. Wege aus der föderalen Sackgasse“ richtet Mark Rackles, bis 2019 Berliner Staatssekretär für Bildung, eine Reihe von Handlungsempfehlungen an die Länder. weiterlesen
Im Interview bei Campus & Karriere spricht Rackles über die Publikation und seine Vision für Lehrerbildung.
| |  | ZfL Themenjahr: Call for Papers: „Zukunft Bildungschancen –we all take part!“ Das Zentrum für LehrerInnenbildung veranstaltet vom 15. bis 17. September 2021 an der Universität zu Köln die Tagung „Zukunftschancen – we all take part!“. InteressentInnen können sich mit einem Talk oder Workshop zu einem der fünf Themenschwerpunkte (Diversity, Strukturen, Ressourcen, Mehrsprachigkeit, Digitalisierung) beteiligen. Einsendeschluss für Abstracts ist der 6. Januar 2021.
| | | | Wege in den Quereinstieg(Die Welt)Zwei Lehrerinnen berichten über die speziellen Herausforderungen ihres Quereinstiegs ins Lehramt. Dabei kommen „Quereinsteiger-Castings“ und bürokratischen Hürden zur Sprache, sowie die Erfahrungen in einem speziell auf Quereinsteigende zugeschnittenen berufsbegleitenden Studiengang, der das Arbeitspensum oft auf 60 Stunden die Woche bringe. weiterlesen
| | | | Von der Endlichkeit eines Curriculums. Oder: Der Kuchen muss neu verteilt werden.
Ein Beitrag von Dr. Birgit Weyand (Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Trier) | |  | (Foto: Universität Trier)
| | | Die aktuellen Herausforderungen an unser Bildungssystem und damit an die Lehrer*innenbildung sind virulenter und viraler denn je. Die Corona-Pandemie legt sich nicht nur wie ein Brennglas auf den Status Quo und zeigt die Schwachstellen eines Schulsystems von gestern mehr als deutlich auf: Bildungsgerechtigkeit, Digitalisierung, Demokratiebildung, Umgang mit Diversität – um nur einige Querschnittsthemen zu nennen. Zugleich macht die momentane Misere offensichtlich, dass Lehrer*innenprofessionalität und Lehrer*innenbildung mit immer neuen und jeweils auch richtigen und wichtigen Querschnittsthemen, über die das Rüstzeug für die o.g. Herausforderungen vermittelt werden soll, strukturell schon längst an ihre Grenzen gestoßen ist.
Klar ersichtlich wird diese Überfrachtung sowohl der Professionalisierung als auch der Professionalität bei einem Blick auf die Curricula des Studiums, insbesondere über den Parameter Credit-Points: Betrachtet man rein quantitativ einen Bachelor of Education (180 CP), studieren angehende Lehrer*innen ihre beiden Fächer auf Nebenfach-Niveau. Zieht man dann noch von den 65 CP je Fach im Bachelor rund 15 Prozent Fachdidaktik ab, bleiben insgesamt weniger Leistungspunkte als die 60 CP, die man in einem fachbezogenen Bachelorstudiengang als Nebenfach studieren würde, übrig. Und dazu kommen dann als drittes Fach die Bildungswissenschaften, die mit 30 CP gerade die Hälfte eines Nebenfachvolumens haben. Dies wirft - schon ohne Berücksichtigung von Querschnittsthemen - zwei zentrale Fragen auf: - Können wir mit diesem Angebot solche jungen Menschen für das Studium und damit für den Beruf gewinnen, die sich mit Herzblut für ihre Fächer und für die Berufswissenschaften begeistern, wenn sie schon im Studium weder das eine noch das andere in der Tiefe ergründen können? Ich denke nicht.
- Können wir mit dieser Struktur ein fachliches Niveau erreichen, welches nicht nur den vertieften disziplinären Background der Lehrer*innen sichert, sondern auch die qualitativ anspruchsvolle Umsetzung der Unterrichts-Curricula? Auch hier bin ich skeptisch.
Zu dieser ohnehin vorliegenden Schieflage kommen notwendige Aktualisierungen in Form von curricularen Querschnittsthemen hinzu. Die gegenwärtigen und vor allem zukunftsorientierten Herausforderungen sind jedoch zu bedeutsam, um irgendwie als „Querschnittsthemen“ in ein ohnehin volles und enges curriculares Korsett gepackt zu werden. Zudem ist die Gefahr groß, dass ohne eine explizite curriculare Verortung bedeutsame Themen wie `Diversität als Potenzial´ im Sumpf der Verantwortungsdiffusion untergehen. Diese Kompetenzbereiche haben eine eigene Dignität, sollten fächerübergreifend angelegt und unterfüttert und mit einem eigenen Credit-Pool strukturell gesichert werden.
Doch wo sollen freie CP herkommen? Ein Curriculum ist endlich, der Kuchen ist verteilt, jedoch mit suboptimalem Effekt, wie oben dargelegt. Denn wir produzieren mit dem komplexen Drei-Fach-Studiengang im Lehramt eher Schmalspur-Generalist*innen als fachliche Expert*innen für die wichtigste Multiplikator*innenfunktion in unserer Bildungsgesellschaft. Daher sollte einmal grundlegend am System nachgedacht und diskutiert werden, ob z.B. ein Zwei-Fach-Studienmodell mit Profilbereich nicht sinnvoller wäre?!
Ist es wirklich noch zeitgemäß und vor allem zukunftsorientiert, dass die Drei-Fächer-Struktur des Lehramtsstudiums vom Funktionieren des althergebrachten Schulsystems, respektive des Stundenplans, determiniert wird? Die Struktur, die den Rahmen für die Professionalisierung angehender Lehrer*innen bildet, sollte doch von qualitativen und inhaltlichen Kriterien ausgehend angelegt und nicht von organisatorischen Überlegungen bestimmt sein.
Der Benefit einer solchen Zwei-Fach-Struktur liegt auf der Hand. Studierende könnten sich sowohl zur eigenen Zufriedenheit als auch zur gelingenden fachlichen Kompetenzentwicklung in ihr „Lieblingsfach“ vertiefen (nach meiner Erfahrung schlägt ihr Herz zumeist für ein bestimmtes Fach, ein zweites wird dann irgendwie dazu gesellt). Die Bildungswissenschaften als zweites Fach würden aufgewertet und könnten – ggf. in Verbindung mit den Fachdidaktiken – zudem verschiedene Profilbereiche (Inklusion, Demokratiebildung, Diversität u.ä.) anbieten. Dadurch würde nicht nur das Studium selbst, sondern auch die zukünftigen Lehrer*innen eine Profilierung erfahren bzw. erwerben. Digitalisierung käme als curriculare Querstruktur mit z. B. einem Basismodul und weiteren thematisch-fächerübergreifend angelegten Modulen (z.B. Bildung für nachhaltige Entwicklung) hinzu. Denn ohnehin gehört den fächerübergreifenden, problem-based Ansätzen die Zukunft des Unterrichtens.
Soweit in Kürze die Idee einer neuen universitären Lehrerbildungsstruktur, die gerne kritisch hinterfragt und konstruktiv weitergedacht werden soll! Denkverbote darf es hier nicht geben. Vorbilder gibt es genügend, z.B. Kanada. Und wie dann der Stundenplan der Schule zukünftig zu organisieren sein würde – das wäre das nachrangige und weitaus kleinere Problem im erfolgreichen Umgang mit den Herausforderungen unseres Bildungssystems.
Der Monitor Lehrerbildung ist ein Kooperationsprojekt.
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